Best Practice: Das Café sofa in Meckenheim – liebevolle Integration in der Gastronomie einer Kleinstadt 

Die Integration und Inklusion von Menschen mit vielfältigen Fähigkeiten und Hintergründen ist selten besser möglich als in der Gastronomie. Diese Entwicklung zeigt nicht nur ein wachsendes Bewusstsein für Diversität, sondern auch die positiven Auswirkungen, die sich für alle Beteiligten ergeben können. Meistens siedeln sich solche urbanen Konzepte nur in Großstädten an, da der Bedarf und das Potenzial dort höher sind. Aber stimmt das wirklich?

Ein herausragendes Beispiel für erfolgreiche Inklusion ist das Café sofa in der 27.000 Einwohnerstadt Meckenheim. Wir haben mit Katja Kroeger gesprochen, die im Vorsitz bei „Wir für Inklusion eV“ sitzt. Sie hat uns einen großen Einblick in das einzigartige Konzept geben können:

Warum haben Sie sich für diesen Standort entschieden?

Das Café liegt mitten in der Altstadt, ist zentral gelegen und gut zu erreichen. Fasziniert hat uns u.a. der schöne Garten im Hinterhof. Die Räumlichkeiten sind nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Mit geringfügigen Mitteln konnte das Café barrierefrei umgebaut werden.

Wie groß ist das Café sofa?

Das Café ist ca. 100 qm groß. Im Innenraum gibt es 45 Sitzplätze und im Garten ca. 25 Sitzplätze (inkl. Strandkorb und Wiesenplätze).

Was ist die Besonderheit am Café sofa? Welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Im Café sofa sollen Menschen – egal ob mit oder ohne Handicap – sowohl ihre Freizeit verbringen können und zugleich auch Praktikums- sowie Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigung oder Migrationshintergrund geschaffen werden. Hier soll inklusives Miteinander, ein kulturelles Angebot sowie Beratung in einer willkommen-heißenden Atmosphäre stattfinden. Es bedeutet „Willkommen in Meckenheim!“ Ein Besuch im Café sofa ist immer ein Gewinn: Hier spiegeln Gäste wie Mitarbeiter die bunte Vielfalt unserer Gesellschaft wider und machen Begegnungen von Menschen möglich, die sich sonst wohl immer fremd bleiben würden. Es treffen zum Beispiel Unternehmer auf Studierende und Schüler, Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen kommen ins Gespräch. Wer das Café sofa besucht, möchte Menschen treffen, Menschen begegnen oder ganz in Ruhe für sich unter Menschen sein. Im Café sofa wird Toleranz gelebt, keiner ist „in“ oder „out“, hier wird keiner gefragt, was er ist, sondern wer er ist. Wir wollen alle dabeihaben und jedem/jeder vorbehaltlos zugestehen, seinen/ihren Wesenskern einzubringen. Und dies bei einer richtig guten Tasse Kaffee, Kakao oder Tee sowie mit einem kühlen Softgetränk. Auch eine Tagessuppe sowie Kuchen im Nachmittagsbereich stehen in einem gemütlichen Ambiente zur Verfügung. Café sofa ist ein Ort des Willkommens, bunt und vielfältig und belebt das Quartier. Der Name „sofa“ steht für sozial, offen, familiär, anders.

Wie ist die Auslastung?

Das Café sofa wird im Juli drei Jahre alt. Das Café wird von Meckenheimer Bürgerinnen und Bürgern sehr gut angenommen und von daher ist die Auslastung sehr gut. Dies haben wir zum größten Teil unserem Team und unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu verdanken.

Können Sie uns etwas zu den Erfahrungswerten sagen?

Das Café ist mittlerweile ein Lern- und Tätigkeitsort, der die dort Beschäftigten ermutigt und stärkt, Arbeitserfahrungen entsprechend ihren Fähigkeiten zu machen. Durch das freundliche Miteinander zwischen unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie Angestellten fördern wir das Vertrauen und entwickeln dadurch individuell soziale Lern- und Berufskompetenzen im Bereich der Gastronomie (z.B. Küche und Servicebereich). Durch die Zusammenarbeit profitieren Menschen mit und ohne Beeinträchtigung voneinander.

Gibt es Herausforderungen?

Neben dem Genuss und der Gemütlichkeit geht es im Café immer um Begegnung, um Normalität und Inklusion. Der Verein sieht das Café als Bereicherung der Stadt durch einen neuen, andersartigen Begegnungsraum und besondere Kulturangebote für Alle: Lesungen, Ausstellungen, Sofakonzerte und Anderes. Außerdem ist das Café „Sofa“ ein eigenes Angebot von Beratung und Begleitung. Es ist ein Lotsenpunkt, ein zentraler Anlaufpunkt, zur Vermittlung in die bereits vorhandenen Hilfsangebote vor Ort. Hierfür stehen mindestens einmal wöchentlich konkrete Ansprechpartner der Kooperationspartner zur Verfügung. Es können auch individuelle Beratungsgespräche durchgeführt werden. Damit ist es ein niederschwelliges Angebot für Betroffene und deren Angehörige.

Es sind aber auch Herausforderungen, das Café attraktiv zu halten und immer wieder Angebote vorzuhalten. Hinzu kommt, dass alle Beteiligten bei Beginn über keine gastronomischen Erfahrungen verfügten. Es war Learning by Doing. Dazu ist es herausfordernd, die Anforderungen eines Gastronomiebetriebs mit den Besonderheiten unseres Konzepts immer wieder neu zu justieren.

Das Café finanziert sich u. a. von Spendengeldern und vom ehrenamtlichen Engagement. Neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden, stellt ebenfalls eine große Herausforderung dar.

Unser Ziel ist es, langfristig in diesem Bereich weitere Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung zu schaffen.

Erkennbar ist, dass das Café sofa eine große Bereicherung für eine kleine Stadt wie Meckenheim ist und wirklich alle willkommen sind. In jeder Stadt – ob klein oder groß – kann sich solch ein besonderes und wichtiges Konzept etablieren. Wichtig hierbei sind Zusammenhalt, Gemeinschaft, Unterstützer/-Innen und die Lust an Begegnung.

Wir waren ab dem Tag, an dem wir das Café sofa kennengelernt haben, begeistert von der Detailliebe, dem Engagement und dem Zusammenhalt. Toll, dass es so etwas in Meckenheim gibt. Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an Frau Katja Kroeger, dass sie sich die Zeit genommen hat, uns die Fragen zu beantworten.